Aus dem Leben einer Erlebnispädagogin – Folge 4: Im Wald

klettern im Wald
klettern im Wald

 

 

Es war ein sonniger Tag und mein Angebot für diesen Nachmittag lautete „schauen, ob es schon Kaulquappen gibt“. Zu meiner Überraschung hatte kaum jemand Interesse und so bin ich im Endeffekt mit zwei Jungs aus der ersten Klasse losgezogen.

 

 

 

Mein ursprünglicher Plan war, direkt zu dem Tümpel zu gehen, in dem ich die Kaulquappen vermutete. Wie so oft kam es mal wieder anders:

 

 

 

Neben ein bisschen beiläufiger Pflanzenkunde waren die Jungs die meiste Zeit mit Wettrennen über kurze Distanzen beschäftigt. (Was sich im Endeffekt als sehr hilfreich erwiesen hat, wenigstens zwischendurch Strecke zu machen.) Da es sich um schmale Pfade im Wald mit entsprechendem Wurzelwerk gehandelt hat, habe ich darauf hingewiesen, dass ich diesmal gern ohne Verletzte zurückkommen würde. Einige Wochen vorher hatte sich nämlich ein Mädchen beim bergab rennen ziemlich das Knie aufgeschlagen.

 

 

 

Dann kamen wir an eine große Pfütze. Die musste ausführlich auf Tiefe, Überspringbarkeit und potentielle Bewohner untersucht werden und die obligatorischen Stöcke wurden mitgenommen. Wenn mir jemand die magische Anziehungskraft erklären kann, die Stöcke auf Kinder jeden Alters haben, würde ich mich freuen. Ich stehe da – trotz zweier eigener Kinder – noch vor einem Rätsel.

 

 

 

Und pinkeln im Wald scheint – zumindest für Jungs- auch ein wichtiges Thema zu sein. Jedenfalls musste der zweite, nachdem der erste in die Büsche gegangen war, selbstverständlich auch ganz dringend. Zufall? Revierverhalten? Ich weiß es nicht.

 

 

 

Außerdem gab es spannende Tierspuren zu enträtseln, die sich im Endeffekt als Hundespuren erwiesen. Was mich überrascht hat: Kinder in dem Alter scheinen noch kein Gefühl für Längenmaße zu haben. Es gab jedenfalls abenteuerliche Vermutungen, was für ein Tier das hätte sein können. Was mich ebenfalls im Wald schon mehrfach überrascht hat ist, wie selten die meisten Kinder offenbar durch Unterholz laufen. Da haben manche mit dem Gleichgewicht auf unebenen Wegen so ihre Probleme. Und dass Brombeeren und Brennnesseln unangenehm sind, ist manchen Kindern scheinbar auch erst klar, wenn ich es sage, oder sie es selbst gespürt haben.

 

 

 

Für den Weiher hatten wir dann gerade noch genug Zeit um festzustellen, dass wir keine Kaulquappen finden können. Da ich aus dem Augenwinkel ab und zu etwas ins Wasser habe springen sehen, ohne jemals schnell genug zu sein um rauszufinden, um welches Tier es sich handelt, war meine Vermutung, dass die Kaulquappen evtl. schon zu Fröschen herangewachsen waren. Und nur dank diverser Wettrennen waren wir rechtzeitig wieder im Hort.

 

 

 

Mein Fazit aus diesem Ausflug: Geh mit Kindern in den Wald und vergiss Deine Pläne. Kinder haben so viel Phantasie und sehen so viel, was uns Erwachsenen gar nicht mehr auffällt, dass man viele ihrer Impulse abwürgen müsste, wollte man an den ursprünglichen Plänen festhalten. Und hätten wir es nicht bis zum Weiher geschafft – die Jungs hätten es mir wahrscheinlich nicht übelgenommen.